EU-Ausstieg: Nordirische Partei DUP rechnet mit hartem Brexit

https://www.handelsblatt.com/politik/international/eu-ausstieg-nordirische-partei-dup-rechnet-mit-hartem-brexit/23586190.html

Belfast/London/BratislavaGroßbritannien steuert nach Angaben aus der nordirischen Partei DUP auf einen ungeregelten Austritt aus der Europäischen Union zu. „Es scheint so, dass es keine Vereinbarung geben wird“, twitterte der prominente DUP-Abgeordnete Jeffrey Donaldson am Dienstag.

Die kleine DUP stützt die Minderheitsregierung von Premierministerin Theresa May und ihrer Konservativen Partei. May ist für ein Austrittsabkommen mit der EU auf die DUP-Stimmen angewiesen. Brexit-Minister Dominic Raab äußerte sich dagegen nach einer Kabinettssitzung positiv. „Daumen rauf“, sagte er.

Knackpunkt bei den Brexit-Verhandlungen ist die Grenze zwischen dem EU-Mitglied Irland und der britischen Provinz Nordirland. Irland lehnt eine harte Grenze ab. Die DUP dagegen besteht darauf, dass Nordirland nicht anders behandelt werden darf als der Rest Großbritanniens.

Eine offene Grenze auf der irischen Insel gilt als entscheidend für den erfolgreichen Fortbestand des Karfreitagsabkommens, das 1998 den Bürgerkrieg in Nordirland beendete. Die Unterhändler suchen nach einer Notlösung, die automatisch in Kraft tritt, falls es keine Einigung gibt. May will diese Regelung aber befristen.

EU-Chefunterhändler Michel Barnier lehnte dies am Dienstag erneut ab. Er bekräftigte in Bratislava zudem, ohne eine Vereinbarung zur Verhinderung einer „harten Grenze“ werde es keine Einigung geben. Daher sei das Austrittsabkommen auch noch nicht zu 100 Prozent ausverhandelt. „Was fehlt, ist eine Lösung für die Irlandfrage.“ Er könne auch nicht sagen, ob eine Einigung kurz bevorstehen könnte.

Die BBC-Journalistin Laura Kuenssberg twitterte indes, den Ministern der Regierung May sei gesagt worden, sie sollten sich für eine weitere Sitzung des Kabinetts vielleicht schon Ende dieser Woche bereithalten, da es bis dahin genug Bewegung in den Verhandlungen geben könnte, dass es für eine Einigung reiche.

Mays Sprecher sagte nach der Kabinettssitzung, es sei keine weitere Sitzung in dieser Woche angesetzt. Die Minister würden sich wieder treffen, wenn der Zeitpunkt passend sei. Am Dienstag habe die Regierung über Mechanismen beraten, die verhindern sollten, dass Großbritannien durch die Notlösung dauerhaft an die EU gebunden werden könne. Dafür brauche sie aber mehr Zeit.

Eine Mehrheit der Briten ist laut einer Umfrage inzwischen für den Verbleib des Landes in der EU. 54 Prozent der Befragten seien dieser Ansicht gewesen, hieß es in einer Erhebung des Instituts Survation. 46 Prozent waren der Ansicht, ihr Land sollte die EU verlassen. Vor zwei Jahren hatten 51,9 Prozent der Briten für und 48,1 Prozent gegen den Austritt gestimmt. May hat ein zweites Referendum ausgeschlossen.

Schwarzbuch: Krankenwagen für Wölfe, Zebrastreifen am Kreisel – was der Steuerzahlerbund in diesem Jahr anprangert

https://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/schwarzbuch-krankenwagen-fuer-woelfe-zebrastreifen-am-kreisel-was-der-steuerzahlerbund-in-diesem-jahr-anprangert/23586330.html

BerlinMilliardenteure U-Boote, die nicht einsatzfähig sind, Kostenexplosionen bei Bauprojekten, kostspielige Fehlplanungen: Der Bund der Steuerzahler hat am Dienstag die Verschwendung von Steuergeld kritisiert. Der Verband listet in seinem neuen „Schwarzbuch“ insgesamt 109 Fälle auf. Bund, Länder und Kommunen seien zahlreich sorglos mit dem Geld der Bürger umgegangen. Einige Beispiele:

Der Bund der Steuerzahler kritisiert, die sechs U-Boote der deutschen Marine hätten drei Milliarden Euro gekostet. Obwohl die Boote mit ihrem Brennstoffzellenantrieb zu den modernsten Einheiten der Nato gehören, stehe für Einsätze derzeit kein einziges zur Verfügung. Der Verband spricht von einer „desolaten Situation“ und fordert, Werftaufenthalte müssten verkürzt und Ersatzteile schneller beschafft werden – damit die teuren U-Boote ihren Zweck erfüllten.

Das Verteidigungsministerium wies die Kritik in Teilen zurück. Zum 1. U-Bootgeschwader gehörten 750 Soldaten, 6 U-Boote, 3 Flottendienstboote und eine U-Boot-Unterstützungseinheit. Es seien aktuell zwei der Boote einsatzbereit – nach Definition der Militärs bereit für den „politischen Auftrag“. Dies könne auch der Fall sein, wenn beispielsweise ein Waffensystem nicht funktioniere, das Schiff aber einen Aufklärungsauftrag habe. Dass die Einsatzbereitschaft zuletzt schlecht war, wird im Ministerium eingeräumt. Falsch seien aber die Vorwürfe, dass ein U-Boot seit Indienststellung 2005 nur eine große Einsatzfahrt in 13 Jahren erlebt oder U 31 einen ununterbrochenen Werftaufenthalt von vier Jahren gehabt habe.

Beethovenhalle bleibt Baustelle:

Die 1959 gebaute Halle in Bonn sollte für knapp 60 Millionen Euro saniert werden. Zum 250. Geburtstag Ludwig van Beethovens 2020 sollte sie zentrale Spielstätte für Festivitäten sein, die im September 2019 beginnen sollen. In diesem November 2018 sollte alles fertig sein, so das Ziel. Doch daraus werde nichts, so die Kritik – die Bauarbeiten dauerten an, und die Kosten lägen bereits bei 94 Millionen Euro. Die Stadt erklärte, man sei verpflichtet, das denkmalgeschützte Gebäude zu erhalten. Die Mehrkosten seien unvermeidlich gewesen. Nicht alle Unsicherheiten seien bei solchen Projekten einkalkulierbar. Durch die gute Baukonjunktur seien die wenigen eingegangenen Angebote von Bauunternehmen zudem höher als erwartet.

Der Bonner Oberbürgermeister Ashok Sridharan sagte: „Die entstandenen Mehrkosten sind für alle Beteiligten hochgradig ärgerlich.“ Die Stadt werde bei künftigen Großprojekten darauf achten, dass genügend Zeit für die Vorbereitung eingeplant werde.

Toiletten-Abwasser fließt in einen Fluss

Als „Hygienedesaster“ bezeichnet der Steuerzahlerbund den Fall eines Toilettenhäuschens im hessischen Marburg. 2013 habe sich die Stadt an der Lahn eine öffentliche Toilette für 185 000 Euro geleistet. Durch einen Fehler aber sei das Abwasser jahrelang in den Fluss geleitet worden und nicht wie angenommen in die Kanalisation. Um den Fehler zu beheben, habe die Stadt noch einmal 25 000 Euro drauflegen müssen. Der Steuerzahlerbund urteilt: „Wenn Steuergeld ausgegeben wird, kann man eine voll funktionstüchtige Gegenleistung erwarten.“

Die Stadt Marburg räumte den Fehler an: Die Planunterlagen seien falsch gewesen. Ein Großteil der Kosten wäre bei einem korrekten Anschluss 2013 aber ohnehin angefallen, argumentierte die Stadt. Außerdem könne sich der Fluss selbst reinigen. „Bei den relativ geringen Abwassermengen sind keine Folgeschäden entstanden.“

Ein ungenutzter „Wolfskrankenwagen“

„In der Region Hannover gibt es einen Krankenwagen für Wölfe, jedoch keine Patienten“, so der Bund der Steuerzahler – und kritisiert die Anschaffung eines 11 000 Euro teuren Spezialanhängers aus Aluminium. In dem mit Scheinwerfern, Signalleuchte und Heizdecke ausgestatteten Anhänger sollen angefahrene, verletzte Wölfe vom Unfallort in Sicherheit gebracht werden, um über das weitere Vorgehen in Ruhe zu entscheiden. Derzeit wartet der bundesweit einmalige Wagen laut Steuerzahlerbund aber noch auf seinen ersten Einsatz. Dabei kann er auch von den Nachbarkreisen Celle, Nienburg und Heidekreis angefordert werden, in denen bereits Wolfsrudel leben.

Regionssprecher Klaus Abelmann bestätigte, dass der Anhänger bisher nie gebraucht wurde, meinte aber: „Die Wahrscheinlichkeit steigt jede Woche, dass wir ihn einsetzen werden.“ Die Anschaffung sei wie die eines Feuerwehrwagens – den man ja auch noch nicht braucht, wenn man ihn kauft.

Zebrastreifen an einem Kreisel

Eine Fehlplanung kritisiert der Verband in Celle. An einem Kreisel habe sich immer wieder der Autoverkehr gestaut, wenn Fußgänger die Zebrastreifen nutzten. Also habe die Stadt die Zebrastreifen kurzerhand abgesperrt, am Ende mit stabilen Metallzäunen. Dies sei eine „bizarr anmutende Situation“, die Mehrkosten verursache und noch Jahre dauern könne.

Die Stadt selber dagegen sieht schon „Licht am Ende des Tunnels“: 2019 werde der letzte Bauabschnitt einer Ortsumgehung begonnen, wodurch sich die Situation ändere. „Dann werden die Zäune entfernt, die Zebrastreifen wieder aufgebracht“, sagte eine Sprecherin. Die Zäune würden dann woanders eingesetzt. „Wir rechnen derzeit mit einer Bauzeit von rund zwei Jahren.“

Thoma Bravo: Finanzinvestor erwägt Kauf von Softwarekonzern Symantec

https://www.handelsblatt.com/finanzen/banken-versicherungen/thoma-bravo-finanzinvestor-erwaegt-kauf-von-softwarekonzern-symantec/23586470.html

Symantec

Der börsennotierte Softwarekonzern steht zum Verkauf – eine Übernahmegeschäft durch den Finanzinvestor Thoma Bravo steht im Raum.


(Foto: AP)

FrankfurtDer für seine Antivirus-Software „Norton“ bekannte US-Konzern Symantec könnte zu einem Übernahmeziel werden. Der Finanzinvestor Thoma Bravo habe Symantec sein Kaufinteresse signalisiert, sagten mehrere mit der Sache vertraute Personen am Dienstag der Nachrichtenagentur Reuters. Es sei aber unklar, ob es zu einer Vereinbarung komme.

Symantec ist an der Börse rund 15 Milliarden Dollar wert und hat rund fünf Milliarden Dollar Schulden. Üblicherweise wird bei Übernahmen ein Aufschlag auf den aktuellen Börsenwert gezahlt.

Die Aktie des Softwareherstellers legten im Zuge der Reuters-Meldung zeitweise um knapp 18 Prozent auf 23,57 Dollar zu. Vor wenigen Tagen hatte Symantec seine Quartalszahlen vorgelegt und dabei die Gewinn- und Umsatz-Erwartungen von Analysten übertroffen.

US-Finanzdienstleister: Stifel übernimmt Frankfurter Mainfirst Bank AG

https://www.handelsblatt.com/finanzen/banken-versicherungen/us-finanzdienstleister-stifel-uebernimmt-frankfurter-mainfirst-bank-ag/23586498.html

Frankfurt

Die MainFirst Bank AG hat ihren Sitz in Frankfurt. Sie fusioniert nun mit dem US-Finanzdienstleister Stifel.



(Foto: dpa)

Die Mainfirst Bank AG wird durch den US-Finanzdienstleister Stifel Financial Corp. übernommen, wie die Firmen am Dienstag mitteilten. Nicht Teil der Transaktion ist das Asset-Management der Frankfurter, das unabhängig bleiben wird. Zum Kaufpreis wurden keine Angaben gemacht.

Die leitenden Manager von Mainfirst bleiben an Bord. Der Abschluss der Fusion wird für das erste Quartal 2019 erwartet. Mainfirst besitzt eine vollständige deutsche Banklizenz, was es Stifel nach eigenen Angaben ermöglicht, unter anderem Beratungs-, Brokerage- und Investmentbanking-Dienstleistungen nach dem Brexit in der Europäischen Union anzubieten.

„Angesichts des sich entwickelnden europäischen regulatorischen Umfelds und der sich verändernden Marktdynamik werden wir weiterhin Strategien verfolgen, die es uns ermöglichen, aktuelle und zukünftige Kunden mit einem breiteren Produktangebot bestmöglich zu bedienen“, sagte Eithne O’Leary, Präsidentin von Stifel Europe.

Vor wenigen Wochen hatte Mainfirst die Übernahme des institutionellen Brokerage-Geschäfts in europäischen Aktien von Raymond James in Paris und London zum 1. Dezember angekündigt. An dieser Transaktion werde weiter festgehalten, wie ein Sprecher von Mainfirst am Dienstag auf Nachfrage von Bloomberg erklärte.

Die Lobbygruppe Frankfurt Main Finance hatte Ende August mit Blick auf den Brexit von einen „heißen Herbst“ gesprochen. Viele Banken müssten in den nächsten Wochen wesentliche Entscheidungen über ihren Set-up treffen, denn die Zeit zur Vorbereitung auf den Brexit Ende März 2019 werde sonst zu knapp.

Einen anderen Weg als Stifel bei der Expansion in Kontinentaleuropa hatte China International Capital Corporation Ltd. (CICC) gewählt. Die chinesische Investmentbank holte mit Michael Müller einen ehemaligen Banker von B. Metzler Seel. Sohn & Co. KGaA an Bord, der nun von Frankfurt aus das deutsche Geschäft von null an aufbauen wird.

USA: US-Medien melden Sieg der Demokraten im Repräsentantenhaus

https://www.handelsblatt.com/politik/international/usa-us-medien-melden-sieg-der-demokraten-im-repraesentantenhaus-/23586848.html

WashingtonBei den Kongresswahlen in den USA haben die Republikaner von Präsident Donald Trump ihre Mehrheit im Repräsentantenhaus verloren. Die Demokraten kommen künftig auf mehr als die Hälfte der 435 Sitze, wie die US-Sender NBC und Fox News in der Nacht zum Mittwoch auf Grundlage von ersten Ergebnissen und Hochrechnungen übereinstimmend meldeten.