Bundeskanzleramt: Altkanzler Schröder rät Merkel zur Vertrauensfrage

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Angela Merkel und Gerhard Schröder

Laut Schröder ist Merkels Verzicht auf den Parteivorsitz ein Fehler.



(Foto: dpa)

BerlinEx-Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) sieht einen dramatischen Machtverlust von Kanzlerin Angela Merkel nach der Ankündigung, auf den Parteivorsitz zu verzichten. „Die Vertrauensfrage ist für jeden Kanzler eine Möglichkeit, Gefolgschaft zu erzwingen. Ich würde es an ihrer Stelle heute machen“, sagte Schröder der „Rheinischen Post“. Merkel habe „ihren Zenit überschritten“.

Schröder sagte weiter: „Die Kanzlerin hat ihre Verdienste, aber die Reform Europas traue ich ihr nicht mehr zu. Man weiß ja auch nicht, wie lange sie noch im Amt ist.“ Auch die Dinge in ihrer Partei habe Merkel nicht mehr im Griff. Der Verzicht auf das Parteiamt sei ein Fehler.

Die Arbeitsteilung zwischen Bundeskanzleramt und Parteivorsitz könne in der SPD sinnvoll sein, in der CDU aber nicht. „Die CDU ist eine Partei, die auf Machterhalt setzt und sich danach ausrichtet. Da ist für einen Regierungschef der Parteivorsitz wichtig“, argumentierte Schröder. Der Altkanzler erwartet spätestens Mitte nächsten Jahres Neuwahlen.

Am Montagabend sagte der ehemalige Regierungschef einer rot-grünen Koalition: „Ich sage ganz offen, dass ich davon ausgehe, dass wir im nächsten Jahr, spätestens im Frühsommer, Wahlen haben werden.“ Er rechne damit, dass Friedrich Merz Merkels Nachfolger an der CDU-Spitze werde. Er könne sich nicht vorstellen, dass die SPD „alles aushalten“ könne.

Merkel hatte lange daran festgehalten, dass Parteivorsitz und Kanzlerschaft zusammengehören, und dabei stets auf die Erfahrungen Schröders verwiesen. Die Trennung sei ein Wagnis, sagte sie bei ihrer Ankündigung, diesen Schritt nun doch zu gehen.

Als Schröder seinerzeit als Kanzler auf den SPD-Vorsitz verzichtete, hatte Merkel gesagt: „Das ist der Anfang vom Ende des Bundeskanzlers und der Anfang vom Ende dieser Regierung.“ Für Schröder bedeute der Schritt einen „Autoritätsverlust auf der ganzen Linie“. Schröder sagte am Montagabend über Merkel: „In jedem Fall wird es so sein, dass mit dieser Entscheidung das Ende der Kanzlerschaft von Frau Merkel, wann auch immer, eingeleitet ist.“

Die Kandidatur von Friedrich Merz für den CDU-Vorsitz hält Schröder für rückwärtsgewandt. „Das wäre ja eine Rückkehr zur alten CDU mit rückwärtsgewandten Antworten auf die aktuellen Herausforderungen. Für die SPD wäre das gut. Wenn die CDU nach rechts rückt, ist Platz in der Mitte. Nur muss die SPD diesen Platz dann auch politisch ausfüllen wollen“, sagte Schröder der „Rheinischen Post“.

Bayerischer Landtag: AfD-Kandidat fällt bei Wahl zum Präsidium durch

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Raimund Swoboda

Im Landtag bei der Wahl zum Vize-Präsident durchgefallen.



(Foto: dpa)

MünchenCSU und Freie Wähler in Bayern haben die deutschlandweit erste schwarz-orange Koalition besiegelt. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger unterzeichneten am Montag im Landtag den Koalitionsvertrag.

Am Nachmittag kam der Landtag zu seiner ersten Sitzung zusammen. Die bisherige Bauministerin Ilse Aigner wurde zur Parlamentspräsidentin gewählt. Sie erhielt 198 von 205 abgegebenen Stimmen. Aigner tritt damit die Nachfolge der CSU-Politikerin Barbara Stamm an, die wegen der massiven Stimmenverluste der CSU bei der Landtagswahl am 14. Oktober den Wiedereinzug ins Parlament verpasst hatte.

Dagegen fiel der AfD-Kandidat für das Amt eines bayerischen Landtags-Vizepräsidenten durch: Raimund Swoboda erhielt lediglich 27 Stimmen. 153 Abgeordnete stimmten mit Nein, 22 enthielten sich, 2 Stimmen waren ungültig. Damit stimmten alle anderen Fraktionen nahezu geschlossen gegen Swoboda, der in der geheimen Wahl eine einfache Mehrheit der Stimmen gebraucht hätte. Die AfD stellt 22 Abgeordnete im Landtag, in dem erstmals sechs Fraktionen vertreten sind.

Swoboda war von seiner Fraktion als Ersatzbewerber ins Rennen geschickt worden, nachdem der erste AfD-Kandidat Uli Henkel seine Bewerbung wenige Stunden vor Beginn der konstituierenden Sitzung zurückgezogen hatte. Henkel wird vom Verfassungsschutz beobachtet, alle anderen Fraktionen hatten sich deshalb gegen ihn gestellt.

Im Bundestag gibt es bis heute keinen Vizepräsidenten der AfD. Deren Kandidat Albrecht Glaser hat in mehreren Wahlgängen nicht die nötige Stimmenmehrheit bekommen. Einen Ersatzkandidaten hat die AfD bis heute nicht benannt.

In ihrer Antrittsrede sagte Aigner jeder Form von Extremismus und Fremdenfeindlichkeit den Kampf an. „Der bayerische Landtag vertritt alle Menschen in Bayern, ganz egal, woher sie kommen, welche Hautfarbe sie haben oder welche Religion sie ausüben“, sagte sie. „Deshalb hat Fremdenfeindlichkeit in diesem Hohen Haus keinen Platz.“

Am Dienstag nun soll CSU-Chef Markus Söder erneut zum Ministerpräsidenten gewählt werden. Er zeigte sich nach Unterzeichnung des Koalitionsvertrags mit den Freien Wählern optimistisch: „In der Tat ist es ein historischer Tag“, sagte Söder. „Es ist kein Richtungswechsel, aber auch kein weiter so.“

Freie-Wähler-Chef Aiwanger betonte, dass die neue Koalition gewählt worden sei, um Verantwortung für die Alltagsprobleme der Menschen zu übernehmen und nicht um Parteipolitik zu machen. Er sei überzeugt, dass es fünf gute Jahre für Bayern würden.

Ein zentraler Punkt des Koalitionsvertrages ist eine kräftige finanzielle Entlastung von Familien mit kleinen Kindern um bis zu 1200 Euro pro Jahr und Kind. Einen weiteren Schwerpunkt will die neue Regierung auf die Umweltpolitik legen und etwa den Flächenverbrauch deutlich senken. Die Freien Wähler sollen drei Minister im Kabinett stellen, die CSU muss in der neuen Legislaturperiode auf die Ressorts Wirtschaft, Umwelt und Kultus verzichten.

Rückruf: Spargelgläser von Aldi Nord zurückgerufen

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HamburgWegen möglicher Glassplitter in Spargelgläsern hat die Firma Merkur Aussenhandel das über Aldi Nord vertriebene Produkt „King’s Crown“ zurückgerufen. Betroffen seien 314 Milliliter-Gläser mit handgeschälten, weißen Spargelabschnitten mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum 30.06.2021 und der auf dem Deckelrand aufgedruckten Chargennummer L0161320180528 3700/01090, teilte das Unternehmen am Montag mit.

Die bereits aus dem Sortiment genommenen Spargelgläser wurden den Angaben zufolge bei Aldi Nord im Oktober als Aktionsartikel nur in den Regionen Beucha, Beverstedt, Greiz, Jarmen, Bad Laasphe, Münden und Lingen verkauft. Verbraucher können bereits gekaufte Gläser auch ohne Kassenbon in den Aldi-Filialen zurückgeben.

Parteivorsitz: CDU wählt auf Parteitag auch wohl neuen Generalsekretär

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Annegret Kramp-Karrenbauer

Die bisherige Generalsekretärin bewirbt sich selbst für die Nachfolge von Angela Merkel an der Parteispitze der CDU.


(Foto: AP)

BerlinNach der Wahl der neuen Parteispitze will die CDU auf ihrem Parteitag Anfang Dezember auch einen neuen Generalsekretär bestimmen. Das beschloss der Parteivorstand nach Informationen der „Welt“ am Montag auf seiner Klausurtagung in Berlin. Die bisherige Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer bewirbt sich selbst für die Nachfolge von Bundeskanzlerin Angela Merkel an der Parteispitze. Sie tritt damit gegen den früheren Unionsfraktionschef Friedrich Merz und Bundesgesundheitsminister Jens Spahn sowie eine Reihe weitgehend unbekannter Bewerber an.

Laut „Welt“ würde Kramp-Karrenbauer dem CDU-Parteitag in Hamburg im Falle eines Sieges einen neuen Generalsekretär vorschlagen. Wird sie nicht Parteivorsitzende, würde Kramp-Karrenbauer automatisch den Weg für eine Neubesetzung des zweitwichtigsten Parteiamtes frei machen. Kramp-Karrenbauer hatte am Sonntag bei der Klausur der CDU-Spitze bereits angekündigt, sich wegen ihrer Kandidatur aus der organisatorischen Vorbereitung des Parteitags zurückzuziehen.

Schienenlogistik-Konzern: Morgan-Stanley-Fonds steht unmittelbar vor der Übernahme VTG

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FrankfurtDer Weg für die Übernahme des Schienenlogistik-Konzerns VTG durch einen Infrastrukturfonds der US-Bank Morgan Stanley ist praktisch frei. Ein unabhängiger Gutachter habe bestätigt, dass das Hamburger Unternehmen in Russland keine Geschäfte mit Partnern macht, gegen die die USA Sanktionen verhängt haben, teilte Morgan Stanley Infrastructure Partners am Montag mit.

Der US-Fonds hatte das zur Bedingung für die Übernahme gemacht, um damit nicht selbst gegen die Sanktionen zu verstoßen. Nun steht nur noch die Zustimmung der Kartellbehörden in Brasilien, der Türkei und den USA aus.