Wie Europas Banken das Amazon-Prinzip kopieren

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FrankfurtGeht es um kurzfristige Quartalsgewinne, kann die Deutsche Bank aktuell nicht glänzen. Umso mehr stürzt sich das größte deutsche Geldhaus in die Digitalisierung ihres Geschäfts – und hat dabei ein weitaus langfristigeres Ziel im Blick: im Kampf gegen Amazon, Apple, Google und Facebook zu überleben.

Ein Vorhaben, für das Markus Pertlwieser deutliche Worte findet: „Banken müssen sich jetzt entscheiden, ob sie künftig letztlich austauschbarer Spar-, Anlage- oder Kreditproduzent für andere sein wollen oder ob sie selbst zum Plattformbetreiber werden wollen und können“, meint der Digitalchef der Deutschen Bank.

Seine Worte illustrieren: In der Bankbranche ist längst ein knallharter Verdrängungswettbewerb entbrannt. Die Kunden mögen es schnell, einfach – und wollen möglichst alles aus einer Hand. Mit ihren großen Internetplattformen sind die großen Teckkonzerne dafür die großen Vorbilder.

Doch längst haben diese auch damit begonnen, selbst Finanzdienstleistungen anzubieten – und werden damit zunehmend zur Konkurrenz. Jüngstes Beispiel: Der Onlinebezahldienst Paypal vergibt nun auch in Deutschland Kredite an Online-Shops.

Das hat drastische Folgen: Den ohnehin ertragsschwachen Geldhäusern droht ein noch schärferer Wettbewerb, weitere Gewinneinbußen und der Verlust des direkten Kundenkontakts. Schlimmstenfalls rutschen sie in die Bedeutungslosigkeit – als reine Produktlieferanten. Gelingt es ihnen, selbst zu einer Art Plattform zu werden, können die Institute eine zentrale Anlaufstelle für die Kunden bleiben.

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Doch nicht alle Banken dürften den Sprung in die Plattformökonomie schaffen. Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing hat kürzlich prophezeit: „Das wird viele überfordern. Der Konsolidierungsdruck in Europa wird noch erheblich zunehmen.“

Das fürchten auch viele Bankmanager. Mehr als die Hälfte der Führungskräfte erwartet, dass Banking-Plattformen große Marktanteile zu Lasten etablierter Kreditinstitute gewinnen und den Markt bestimmen werden, zeigt eine Umfrage der Beratungsfirma Sopra Steria Consulting.

Kein Wunder, dass der baldige Start von Apple Pay, dem Bezahldienst des iPhone-Herstellers, so viel Aufmerksamkeit findet. Das Pendant von Google, Google Pay, ist bereits Ende Juni in Deutschland freigeschaltet worden. Auch der Onlinehändler Amazon hat längst einen eigenen Bezahldienst, Amazon Pay.

Im Zahlungsverkehr haben die Tech-Konzerne also längst Fuß gefasst. Amazon ist schon weiter. Einst als Online-Buchhändler gestartet, ist der Konzern heute gleichermaßen Elektronikhändler, Baumarkt, Drogerie, Lebensmittelgeschäft – und auch schon etwas eine Bank. Amazon vergibt Kredite – wenngleich noch nicht in Deutschland – an Händler sowie Firmenkunden.

„Diese Entwicklung wird sich fortsetzen und die Geldhäuser müssen dem etwas entgegensetzen, damit sie den Kontakt zu ihren Kunden nicht verlieren“, sagt Stefan Roßbach, Partner der Unternehmensberatung TME.

Das versucht nicht nur die Deutsche Bank, doch sie ist besonders eifrig dabei, ein Plattform-Geschäft aufzubauen. Gerade hat sie eine neue App namens „Yunar“ gestartet, über die Kunden verschiedene Bonusprogramme verwalten können. Beim „Zinsmarkt“ können Anleger auch Festgeld-Angebote anderer Anbieter finden.

Und an das Ende Juli gestartete Firmenkundenportal „Blueport“ sind mehrere Finanz-Start-ups (Fintechs) angebunden. Das Ziel dahinter: Man wolle nicht warten, „bis die Big-Techs kommen, sondern die Kundenschnittstelle selbst besetzen“, so Pertlwieser.

Auch andere Geldhäuser feilen daran, die Idee des Plattform-Bankings umzusetzen. Ähnlich wie die Deutsche Bank agiert die niederländische Großbank ING. Bankchef Ralph Hamers geht davon aus, dass Banken ihren Kunden künftig Dienstleistungen auf die Art anbieten müssen, auf die bereits Amazon setzt: schnell, einfach, an jedem Ort und zu jeder Zeit. Das entscheidende Kriterium für eine Banking-Plattform: „Sie muss vor allem offen sein“, so Hamers: offen für Kunden, für Anbieter und vor allem offen für die Konkurrenz.

Kooperation mit Fintechs

ING kooperiert mit einigen Dutzend Fintechs und ist in Deutschland mit einer Plattform prominent vertreten: Das Immobilienportal Interhyp ist aus dem deutschen Markt kaum mehr wegzudenken. Binnen fünf Jahren hat sich das Finanzierungsvolumen auf rund 20 Milliarden Euro verdoppelt, ebenso wie die Zahl der abgeschlossenen Finanzierungen bei den angeschlossenen Banken, die 2017 auf gut 100 000 gestiegen ist.

Die Direktbank DKB, die zur BayernLB gehört, will ebenfalls mit Hilfe von Kooperationen explizit zur Plattform werden – und kann sich auch vorstellen, zum Beispiel in der Baufinanzierung Drittprodukte anzubieten.

Das Thema Plattform-Banking hat auch der Marktführer, die deutschen Sparkassen, für sich entdeckt. Sie arbeiten an einer Art technischen Plattform, so dass Kunden per Online-Banking alle Produkte aus dem Sparkassen-Verbund sehen können – also nicht nur das Girokonto, sondern auch Versicherungen, Bauspar- und Anlageprodukte.

Perspektivisch werde sie auch für Lösungen von Dritten geöffnet, so der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV). „Die Sparkasse soll die Hauptbankverbindung bleiben, mit dem Girokonto als Ankerprodukt“, so die Vorstellung des DSGV. „Die Realität ist aber auch, dass durch stärkere Markttransparenz im Internet die Kunden eher bei einzelnen Leistungen zu Dritten wechseln.“

Ähnliches gilt für die Volks- und Raiffeisenbanken. Kern ihrer Digitalisierungsoffensive sei eine neue Vertriebsplattform, erklärt ihr Bundesverband BVR. Wie bei den Sparkassen gibt es kein Startdatum für die Plattform, sie soll nach und nach erweitert werden.

Dabei dürften Kunden eine Banking-Plattform kaum akzeptieren, wenn sie dort nur die Angebote eines Anbieters finden. „Eine Plattform, die nur die Produkte einer Bank oder einer Bankengruppe anbietet, greift zu kurz“, meint Oliver Mihm, Chef der Beratungsgesellschaft Investors Marketing. „Kunden erwarten, dass sie Informationen zu einer Vielfalt von Produkten verschiedener Anbieter erhalten.“

Nicht nur das: Die Geldhäuser sollten mit ihren Plattformen auch über reine Finanzdienstleistungen hinausgehen. „Um relevant zu bleiben, sollten Banken sich weniger auf ihre Produkte fokussieren und mehr auf die Bedürfnisse ihrer Kunden“, empfiehlt Roßbach und nennt ein Beispiel: „Kunden wollen nicht in erster Linie einen Kredit haben, sondern ein Haus kaufen. Bei diesem Projekt kann die Bank sie unterstützen, indem sie bei der Suche nach einer Immobilie, einem Notar, Architekten oder Handwerkern hilft.“

Wohin das führen kann, zeigt etwa die russische Tinkoff Bank, die 2006 als Kreditkartenherausgeber gestartet ist und sich inzwischen als „Lifestyle-Bank“ bezeichnet. Sie bietet alle klassischen Bankprodukte, doch im „Tinkoff Ökosystem“ können Kunden auch Flug- oder Zugtickets buchen, Versicherungen abschließen, Kino-Tickets kaufen und einen Tisch im Restaurant reservieren.

Zusätzlich werden sie zum Beispiel mit Finanztipps und Informationen zu lokalen Veranstaltungen versorgt. „Wir wollen in möglichst vielen Lebensbereichen unserer Kunden relevant sein“, sagt Geschäftsführer Oliver Hughes. Sein Ziel sei es nicht, jeden einzelnen Service zu monetarisieren, doch die Angebote würden zur Kundentreue beitragen.

Neues Gesetz treibt Entwicklung

Dass jetzt auch in Europa viele Geldhäuser an Plattformen basteln, liegt nicht nur an der drohenden Konkurrenz der Tech-Konzerne. Ein weiterer Grund ist die neue EU-Zahlungsdiensterichtlinie PSD2. Sie schreibt vor, dass die Banken auf Kundenwunsch auch Drittanbietern wie anderen Geldhäusern und Fintechs Zugriff auf Konten und Daten ihrer Kunden ermöglichen müssen. Zugleich kann jede Bank selbst auf die Schnittstellen von Wettbewerbern zugreifen und so tatsächlich Fremdprodukte auf die eigene Plattform zu holen.

In der Folge setzt sich auch das sogenannte Multibanking immer weiter durch, bei dem Kunden Konten, Karten, Kredite und Depots verschiedener Banken bei einem Institut zusammenführen können – eine kleine Variante der Plattform. Auch mehrere Fintechs bieten das an. Zwar hat der Großteil der Deutschen nur ein Konto. Doch Kunden mit mehreren Kontoverbindungen sind oft auch Besserverdiener – und somit die attraktivere Klientel für die Banken. Jede Bank wolle diese Kunden an sich binden. „Sie sollen möglichst alle Geschäfte über die eine Bank abwickeln“, erklärt Oliver Hommel, Zahlungsverkehrsexperte beim Berater Accenture. „Für die Banken ist auch interessant, mehr Informationen über ihre Kunden zu bekommen und sie gezielter anzusprechen.“

Doch auch die beste Multi-Banking-App dürfte nicht reichen, wenn Kunden lieber ein Girokonto bei Amazon eröffnen – sollte der Onlinehändler das irgendwann einmal anbieten.

Eisschnelllauf

https://www.handelsblatt.com/dpa/sport/eisschnelllauf-teeuwen-aergert-sich-ueber-pechstein-kritik/23598206.html

Stefanie Teeuwen

Die Präsidentin der Deutschen Eisschnelllauf-Gemeinschaft (DESG), Stefanie Teeuwen. Foto: Beate Dobbratz/DESG


(Foto: dpa)

„Ich habe mich darüber geärgert, denn sie weiß, dass sie mit ihren Anliegen immer zu uns kommen kann”, sagte die DESG-Präsidentin der Deutschen Presse-Agentur. „Ich kenne Claudia seit dem Junioren-Alter und habe überhaupt nichts gegen sie. Aber sie braucht solche Kritik, um sich selbst zu motivieren”, führte Teeuwen weiter aus. Sie habe inzwischen mir ihr gesprochen.

Pechstein hatte sich über die Rahmenbedingungen beklagt, weil sie im zurückliegenden Sommer viel improvisieren musste. „Ich kann nichts zum Verband sagen. Denn es gibt über diesen Verband nichts mehr zu sagen”, hatte die 46 Jahre alte Berlinerin vor Beginn der Wintersaison mit den deutschen Meisterschaften voriges Wochenende in Inzell erklärt.

Nach vielen Wochen der Sprachlosigkeit und der Ernennung des neuen Sportdirektors Matthias Kulik äußerte Teeuwen nun die Zuversicht, eine Umkehr des Negativtrends im Verband erreichen zu können. Die Ergebnisse der Strukturgespräche im DOSB sieht die Präsidentin „grundsätzlich positiv”, obwohl nach der zweiten Nullnummer bei Olympischen Winterspielen die Gelder, die der Verband ab 1. Januar 2019 erwarten könne, „nicht mehr vergleichbar sind mit denen von vor zehn Jahren”.

DESG-Mitteilung zu Sportdirektor Matthias Kulik

China und Deutschland: Pekings aggressive Industriepolitik belastet Beziehungen

https://www.handelsblatt.com/politik/international/china-und-deutschland-pekings-aggressive-industriepolitik-macht-aus-dem-partner-einen-kontrahenten/23594238.html

PekingAls die deutsche Wirtschaftselite vor zehn Jahren zur Asien-Pazifik-Konferenz in Singapur reiste, überboten sich die Konzernchefs von Bosch, Siemens und VW mit Lobpreisungen für China. „Länder wie China überspringen gerade mehrere Entwicklungsstufen, für die Europa Jahrzehnte gebraucht hat“, pries der damalige BASF-Chef Jürgen Hambrecht. In der Tat haben viele deutsche Unternehmen im Reich der Mitte viel Geld verdient.

Doch eine Dekade und viele Enttäuschungen später ist die China-Euphorie verflogen. Beim jüngsten Treffen in Jakarta sendete der Chef des Asien-Pazifik-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft (APA), Hubert Lienhard, eine ganz andere Botschaft: „Es ist heute wichtiger denn je, mit ähnlich denkenden Ländern in der Asien-Pazifik-Region zu kooperieren. Wir brauchen eine starke Allianz, um offene Märkte zu fördern.“ Zu den ähnlich denkenden Ländern zählt China nicht.

„Viele deutsche Manager und Politiker haben bislang gehofft, dass sich China dem Modell der westlichen Marktwirtschaften anpassen wird“, sagt Friedolin Strack, beim Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) für internationale Märkte zuständig.

Doch die Hoffnung wurde enttäuscht. „Unter Präsident Xi Jinping geht der Trend eindeutig in Richtung einer Staatswirtschaft. Darauf müssen wir reagieren.“

Der BDI erarbeitet deshalb ein „China-Papier“, das den deutlichen Strategiewechsel von Wirtschaft und Politik in Deutschland widerspiegelt. Die Nachrichtenagentur Reuters hatte zunächst darüber berichtet.

China ist vom Partner zum Kontrahenten geworden. Mit diesem Umdenken reiht sich Deutschland in eine Front von Ländern ein, die von Donald Trump angeführt wird.

Der US-Präsident sieht das Reich der Mitte schon länger als „strategischen Konkurrenten“ und ist dabei, einen globalen Handelskrieg gegen China anzuzetteln. Strafzölle auf chinesische Importe in Höhe von 250 Milliarden Dollar hat er bereits verhängt. Lenkt Peking nicht ein, will Trump die Sanktionen verdoppeln.

Seine Kritik am chinesischen Technologieklau, staatlich gesteuerten und finanzierten Direktinvestitionen chinesischer Firmen im Ausland und den Hürden für ausländische Unternehmen beim Marktzugang in China wird inzwischen auch von der deutschen Wirtschaft geteilt.

Konnte die Eroberung des riesigen chinesischen Marktes früher gar nicht schnell genug gehen, warnen BDI und Bundesregierung inzwischen unisono vor einer allzu großen Abhängigkeit vom Reich der Mitte. Mit einem Warenverkehr von zuletzt 187 Milliarden Euro ist China Deutschlands wichtigster Handelspartner.

Die Stimmung trübt sich bereits ein. Laut dem World-Economic-Business-Outlook, den der DIHK am Freitag vorlegt, erwartet jedes zehnte deutsche Unternehmen in China in den nächsten zwölf Monaten schlechtere Geschäfte.

Die aggressive Industriepolitik Pekings führt zu Konflikten. So plant die Bundesregierung eine Verschärfung der Außenwirtschaftsverordnung, um die Übernahme deutscher Hightechfirmen durch chinesische Investoren zu erschweren, die oft von Peking unterstützt werden.

Der BDI zieht nach, setzt aber einen anderen Akzent und schlägt vor, die chinesischen Investoren genauer unter die Lupe zu nehmen: „Bei Direktinvestitionen brauchen wir eine größere Transparenz, zum Beispiel durch die Offenlegung der Eigentümerverhältnisse, Unternehmensbilanzen nach internationalen Standards und Kreditverflechtungen“, sagt Strack. „Was wir nicht brauchen“, ergänzt der BDI-Vertreter mit Blick auf die Pläne der Bundesregierung, „ist eine umfassende staatliche Kontrolle der Direktinvestitionen.“

Der chinesische Präsident Xi Jinping versucht, der wachsenden internationalen Skepsis entgegenzutreten, und gebärdete sich bei der Eröffnung der „Import-Expo“-Messe in Schanghai erneut als Vorkämpfer für den Freihandel.

Er versprach eine weitere Senkung von Einfuhrabgaben und besseren Schutz geistigen Eigentums. Zudem sollten die Marktzugänge für verschiedene Branchen weiter geöffnet und die Beteiligungsgrenze im Medizin- und Bildungssektor sollte angehoben werden.

In den kommenden 15 Jahren werde China zusätzliche Waren in Höhe von 30 Billionen Dollar importieren sowie ausländische Dienstleistungen für rund zehn Billionen Dollar in Anspruch nehmen. China ist bereits jetzt der zweitgrößte Importeur der Welt. Außerdem will Xi den Abschluss eines Investitionsabkommens mit der EU beschleunigen und strebt eine Freihandelszone mit Japan an. Offensichtlich sucht China nach Verbündeten im Handelskrieg mit den USA. Deshalb darf mit BASF erstmals ein ausländisches Unternehmen eine 100-prozentige Investition in der Volksrepublik tätigen. BMW kann seinen Anteil an einem chinesischen Joint Venture auf 75 Prozent erhöhen.

„Die USA merken, dass China ihnen den Rang rasant abläuft“

An der Skepsis gegenüber China ändert das jedoch wenig: „Diese ständige Wiederholung der Versprechungen, ohne ausreichend konkrete Maßnahmen oder Zeitvorgaben zu erwähnen, hat das Vertrauen der europäischen Geschäftswelt mehr und mehr geschwächt“, kritisiert die EU-Handelskammer in China.

Gelingt es Trump, Deutschland und andere Europäer in seine Front gegen China einzubinden, droht zwischen dem Westen und dem Reich der Mitte ein neuer Kalter Krieg. Der frühere US-Finanzminister Hank Paulson warnt bereits vor einem „eisernen Vorhang“ zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt.

Zwar hat Trump nach einem Telefongespräch mit Xi gerade versichert, die Handelsgespräche mit China liefen gut. Das US-Justizministerium hat jedoch gleichzeitig seine Gangart gegen chinesische Technologiediebe verschärft und die Lieferung amerikanischer Bauteile an den Chiphersteller Jinhua blockiert.

Das Rennen um die Technologieführerschaft wird damit entscheidend im Handelsstreit. „Peking ist bei rund 80 Prozent der Streitthemen kompromissbereit“, sagt Ian Bremmer, Chef der Denkfabrik Eurasia Group. „Die restlichen 20 Prozent sind jedoch nicht verhandelbar.“ Dazu gehört die ehrgeizige Initiative „Made by China 2025“, mit der Peking sich in den Schlüsseltechnologien an die Weltspitze setzen will.

Daniel Křetínský: Die Pläne des neuen Metro-Großinvestors

https://www.handelsblatt.com/unternehmen/handel-konsumgueter/daniel-ketnsk-was-der-neue-metro-investor-im-deutschen-handel-vorhat/23594318.html

BerlinAls ihm ein Berater vorschlug, über ein Investment in Metro nachzudenken, war Daniel Křetínský sofort Feuer und Flamme. „Ich bin ein Liebhaber von gutem Essen“, sagt er mit strahlendem Gesicht. „Und ich kenne Metro natürlich als Kunde, das Unternehmen hat eine großartige Marke.“ Deswegen war es für ihn auch sofort klar, dass er persönlich die mögliche Investmentstrategie prüfen würde.

Nachdem er sich mit einem kleinen Team in die Details vertieft hatte, sah er schnell die Möglichkeiten. „Die Digitalisierung bietet große Chancen für Metro, das haben viele noch gar nicht erkannt.“ Die heutige Bewertung des Unternehmens reflektiere nicht im Geringsten das Potenzial.

Nachdem Ende August bekannt geworden war, dass Křetínský bei Metro als neuer Großinvestor einsteigt, waren selbst Fachleute überrascht. In Erscheinung getreten war der tschechische Milliardär in Deutschland zuvor nur durch sein Engagement in der ostdeutschen Braunkohle. Doch welche Pläne der schlaksige 43-Jährige abseits der Energiebranche hat, war weitgehend unbekannt. Jetzt spricht er erstmals offen über seine Ambitionen.

Er wählt seine Worte genau, wenn er mit tschechisch gefärbtem Englisch über seine neueste Trophäe spricht. Schließlich besitzt er erst 10,9 Prozent an dem Großhandelskonzern Metro und braucht „noch etwas Zeit, um das Unternehmen und das Geschäftsmodell wirklich kennenzulernen“, wie er einräumt.

Mit den Optionen, die er sich gesichert hat, hat er die Möglichkeit, mehr als 30 Prozent an Metro zu erwerben – und damit sogar eine Komplettübernahme einzuleiten. Doch einen Zeitplan dafür habe er noch nicht, sagt er.

Mit Metro-Chef Olaf Koch hat er sich erst ein Mal getroffen und dabei außer Freundlichkeiten noch nicht viel ausgetauscht. „Ich freue mich, dass er Aktionär wird, und auf die Gespräche mit ihm“, sagte Koch nach der Begegnung etwas vage.

Denn so ganz weiß er offenbar noch nicht, was er von seinem Investor zu halten hat. „Die Motivation, die ihn zur Metro gebracht hat, kann ich nur anhand seiner bisherigen Aussagen interpretieren“, sagt er. „Aber er glaubt ganz offensichtlich an das Wertpotenzial. Ich auch“, macht Koch sich Mut.

„Ich sehe große Wachstumspotenziale für Metro“, bestätigt Křetínský. „Das Unternehmen ist im Wandel, es hat die Herausforderungen erkannt und darauf reagiert.“ Die Pläne des Managements, sich von der Tochter Real zu trennen, begrüßt er ausdrücklich. „Ich finde es sehr sinnvoll, sich auf den Großhandel zu konzentrieren“, sagt er.

Trotz des eingeleiteten Umbaus sei die Metro aber noch lange nicht da, wo sie hinmüsse, ergänzt er und macht keinen Hehl daraus, dass er sich ein größeres Tempo wünscht.

Křetínský weiß, wovon er spricht. Der Mann mit den kurz geschnittenen Haaren und der strengen, schwarzen Brille ist kein klassischer Investor, er ist eher ein Unternehmertyp. Sein Vermögen hat er nicht ererbt, sondern selbst erworben.

Sein Vater ist Informatikprofessor, seine Mutter Richterin. Er selbst hat in seiner Heimatstadt Brünn Jura und Politikwissenschaft studiert. Seine berufliche Karriere startete er 1998 bei der Anwaltskanzlei Gottweis & Partner in Brünn. Rasch jedoch schaffte er mit geschickten Investments den Weg in die Selbstständigkeit.

Er erwarb zunächst günstig Firmen

Sein wichtigster Vertrauter beim Aufbau seines Firmenimperiums ist der slowakische Geschäftsmann Patrik Tkáč, mit dem er viele gemeinsame Beteiligungen wie auch die Metro hält. Kennen gelernt haben sie sich bei der Investmentfirma J&T, wo Křetínský 1999 als Jurist einstieg und dann schnell Karriere machte.

Im Zuge der Privatisierung in Tschechien erwarb er günstig schlecht geführte Firmen im Energiesektor und machte sie in kurzer Zeit profitabel.

Heute zählt er nach Schätzungen des US-Magazins „Forbes“ mit einem Vermögen von rund 2,3 Milliarden Euro zu den zehn reichsten Tschechen. Allein sein Konzern EPH, eine Holding mit Dutzenden Tochterunternehmen aus dem Energiebereich, hat im vergangenen Jahr bei einem Umsatz von sechs Milliarden Euro einen Nettogewinn von 877 Millionen Euro gemacht. Ein weiteres wichtiges Standbein von Křetínský ist der Handel.

So hält er 40 Prozent am zweitgrößten tschechischen Onlinehändler, der Mall.cz-Gruppe. Über einen Mitinvestor bei Mall.cz, den tschechischen Milliardär Petr Kellner, hat er seine jetzige Partnerin kennen gelernt. Anna Kellnerova ist die 22-jährige Tochter Kellners und eine erfolgreiche Springreiterin.

Křetínský hält eine Beteiligung am Fußballklub Sparta Prag und baut sich zurzeit auch noch ein Medienimperium auf. So hat er Ringier und Axel Springer ihr tschechisches Joint Venture abgekauft, zu dem zahlreiche Zeitungen und Zeitschriften gehören. Aufsehen erregt hat vor zwei Wochen sein Einstieg bei der französischen Zeitung „Le Monde“, an der er jetzt zehn Prozent hält.

Zuvor hatte er in Frankreich bereits das Nachrichtenmagazin „Marianne“ gekauft und ist nun im Begriff, auch die Frauenzeitschrift „Elle“ zu übernehmen. Gebündelt hat er all diese Aktivitäten in der Czech Media Invest, an der sein Freund Tkáč 40 Prozent hält.

Křetínský ist nicht nur ein Workaholic, er ist auch sehr detailversessen. Deshalb fliegt er vier- bis fünfmal die Woche quer durch Europa, um nah am Geschäft zu sein. Er nutzt dafür stets einen Firmenjet – eins der wenigen Luxusgüter, die er sich gönnt, wie er betont. Geschäftspartner schwärmen nicht nur von seiner Professionalität, sondern auch von den Umgangsformen des stets korrekt in Maßanzügen gekleideten Geschäftsmanns.

Haniel-Chef Stefan Gemkow, der mit Křetínský über den Verkauf der Metro-Anteile verhandelt hat, beschreibt ihn als „hochprofessionellen Geschäftspartner mit scharfem Verstand“. Und er ergänzt: „Herr Křetínský war auch persönlich immer sehr angenehm, und wir hatten einen sehr sauberen Prozess.“

Auch wenn Křetínský noch an seinen Pläne für Metro arbeitet, eins ist klar: Ein stiller Teilhaber wird er nicht. Er hat Metro schon schriftlich mitgeteilt, dass er Anspruch auf eine Vertretung im Aufsichtsrat erhebt und dann auch Einfluss auf die Besetzung des Vorstands nehmen will. „Ich habe durchaus das Gefühl, dass er sich als Unternehmer bei der Metro versteht“, betont Haniel-Chef Gemkow. Daran lässt auch Křetínský keinen Zweifel.

Auch wenn es nicht seine Art sei, dem Management zu sagen, was es zu tun hat, wolle er sein Know-how beim Thema Digitalisierung einbringen, sagt er. Und es dürfte ein langfristiges Engagement sein. Er sagt: „Wir fühlen uns jetzt schon als Teil der Metro-Familie.“

Topix, Nikkei & Co

https://www.handelsblatt.com/finanzen/maerkte/marktberichte/topix-nikkei-und-co-tokioter-boerse-im-minus-sorgen-wegen-handelsstreit/23598212.html

TokioWiederaufkeimende Furcht vor einer Verschärfung des Handelsstreits zwischen den USA und China hat am Freitag die Tokioter Börse belastet. Nachdem die US-Kongresswahlen vorüber sind, rücken die Sorgen vor einem längerfristigen Zollkonflikt der beiden weltgrößten Volkswirtschaften wieder in den Mittelpunkt, sagte Investmentstratege Norihiro Fujito vom Broker Mitsubishi UFJ Morgan Stanley Securities.

Der Leitindex Nikkei der 225 führenden Werte verlor bis zum frühen Nachmittag rund ein Prozent auf 22.268 Punkte. Der breiter gefasste Topix gab 0,4 Prozent auf 1674 Zähler nach.

Auch die Aussicht auf weitere Zinserhöhungen in den USA drückte auf die Stimmung. Die US-Notenbank ließ den Leitzins am Donnerstag zwar unverändert. Mit Verweis auf ein hohes Wachstumstempo der US-Wirtschaft ließ sie aber die Tür für eine vierte Erhöhung in diesem Jahr offen. Dies trug auch zu Minuszeichen an den anderen führenden Fernostbörsen bei.

Der Euro gab leicht nach auf 1,1345 Dollar. Zur japanischen Währung behauptete sich die US-Devise bei 113,89 Yen.